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Streitpaar

Streit mit dem Partner • Wege in eine harmonische Paarbeziehung

Mia kommt nach Hause und ärgert sich, dass Andreas wieder einmal mit den dreckigen Schuhen ins Haus gelaufen ist. Mia ärgert sich und schnauzt wenig diplomatisch Andreas an. Darauf hin entsteht ein intensiver Wortwechsel, welcher erst dadurch beendet wird, dass beide zu erschöpft sind, um sich weiter mit dem Thema zu beschäftigen. Sicherlich hast auch du schon einmal eine ähnliche Szene erlebt. Gelöst wird das Problem dadurch nicht.

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Es ist zu befürchten, dass bei nächster Gelegenheit der Streit von vorne los geht.

Wenn wir in einer positiven Interaktion mit unserem Partner stehen, sind wir gut synchronisiert. Wir lieben es, mit dem Partner zu sprechen und uns auszutauschen. Sehr oft sind wir in diesem positiven Austauschmodus.

Negative Affekte tauchen auf

Wenn aber mal etwas nicht nach Plan läuft, wie am Beispiel von Mia und Andreas, dann entstehen zunächst negative Affekte. Diese negativen Affekte sind auf der körperlichen Ebene zu spüren. Was es genau ist, Ärger, Wut oder Enttäuschung ist erst einmal unwichtig. Entscheidend ist, es fühlt sich negativ an.

Maja Storch und Wolfgang Tschacher haben das Konzept der "Embodied Communication" entwickelt. Dieses Konzept baut darauf auf, dass zwischenmenschliche Kommunikation im Körper beginnt. Sie empfehlen, wenn negative Affekte auftauchen zunächst eine Affektbilanz zu erstellen. Dazu braucht es keine Worte. Lediglich die Einschätzung der Intensität des negativen Affekts ist wichtig.

Affektbilanz nach Maja Storch 

Für stark negative Affekte steht das obere Drittel zur Verfügung. Für jedes dieser drei Bereiche gibt es unterschiedliche Empfehlungen, wie du vorgehen solltest.

Schwach negative Affekte

Sind die negativen Affekte nur schwach ausgeprägt, sollten diese einfach ignoriert werden. Vielleicht denkst du jetzt, "ich kann doch nicht einfach etwas was micht stört ignorieren, man solle doch solche Dinge offen ansprechen?". Grundsätzlich ist es natürlich gut, über Dinge, die einem Stören zu sprechen, doch ist das in der Realität nicht so einfach. Emotionen schwingen immer mit und nicht selten wird dann aus einer unbedeutenden Sache ein riesiges Problem. Außerdem zeigen Studien aus der Positiven Psychologie (vgl. Barbara Fredrickson, 2013), dass für ein förderliches Klima, egal ob im privaten oder geschäftlichen Bereich, positive Äußerungen den negativen überwiegen sollten. Barbara Fredrickson spricht von mindestens 3 positiven Äußerungen auf jede negative Äußerung. Gottman spricht sogar von einer 5:1 Regel (siehe Buchführung der Liebe).

Wenn du also wegen einer Bagatelle ein Fass auf machst, ist hinterher ziemlich viel positives notwendig, um eine negative Äußerung wieder auszugleichen. Außerdem wird beim deinem Partner mit Sicherheit ein negativer Affekt spürbar sein, wenn du zu ihm sagst "Du, wir müssen mal reden!".

Überlege dir also, ist es die Sache wirklich wert, dass sie ausdiskutiert werden muss oder ist es nicht vielleicht sinnvoller einfach den Mund zu halten.

Mittlere negative Affekte

Ist auf eine Situation ein mittlerer negativer Affekt spürbar, sollte etwas unternommen werden. Denn dieser negative Affekt ist zu stark, als dass er einfach ignoriert werden könnte. Allerdings raten auch hier Maja Storch und Wolfgang Tschacher dazu nicht mit dem Gegenüber in Diskussion zu gehen. Stattdessen ist die Lösung im eigenen Selbstmanagement zu finden.

Die erste Frage, die du dir stellen kannst ist: Was muss passieren, damit ich von meinem Minus 60 herunter komme?

Hier ist nun etwas Kreativität gefragt. Du kannst für dich ein sogenanntes Wunderrad (Storch & Kuhl, 2013) ausfüllen. In das Wunderrad werden alle möglichen Ideen eingetragen, die helfen könnten die eingenen negativen Affekte zu reduzieren. Im Beispiel von Mia sieht das Wunderrad wie folgt aus:

wunderrad

Mia hatte die Idee, dass sie die Schuhe von Andreas versteckt, das wäre so eine Art "Rache", die humorvoll ist und ihr ein gutes Gefühl gibt. Sie könnte provokativ den Putzeimer vor Andreas stellen. Sie könnte die Sache einfach ignorieren, darüber lachen oder selbst anfangen zu putzen. Außerdem hat sie natürlich immer noch die Option Andreas darauf hinzuweisen, die Schuhe auszuziehen, wenn sie es rechtzeitig bemerkt. Mia hat nun einige Optionen, wie sie zukünftig mit dieser Situation umgehen kann, ohne einen Streit hervorzurufen und sich zugleich etwas besser zu fühlen.

Wenn es ein guter Zeitpunkt ist, dann kann das Thema natürlich besprochen werden. Manchmal sind beide Partner in positiver Stimmung, indenen es ganz leicht fällt über solche Dinge in Ruhe zu sprechen.

Stark negative Affekte

Löst eine Situation stark negative Affekte auf, findet fast wie von allein ein Streit Ping-Pong statt. Man wirft sich gegenseitig alle möglichen Dinge an den Kopf und es fällt schwer bei sich selbst zu bleiben. Maja Storch und Wolfgang Tschacher verwenden für diese Situation die Metapher des Pizza werfens.

Jeder der Beteiligten Personen hat sozusagen seine eigene Pizza, auf der die eigenen Bedürfnisse, Befindlichkeiten, Wünsche, Situationen, Erfahrungen der Vergangenheit und Gegenwart. Häufig ist es so, dass wenn es zu einem eifrigen Wortgefecht kommt, keine bestimmte Botschaft dahinter steht, vielmehr ist es so, dass bereits an dem Tag einiges passiert ist. So könnte es sein, dass Mia erschöpft von der Arbeit ist, Kopfschmerzen hat und sich auf ein gemütliches, aufgeräumtes und sauberes Zuhause freut. Und dann sieht sie die dreckigen Fußtapser von Andreas im Gang. Sie explodiert. Mia wirft buchstäblich ihre Pizza mit ihrem gesamten Belag, bestehend aus dem Ärger des Tages und ihren Schmerzen und Bedürfnissen Andreas ins Gesicht. Er wiederrum hat seine Pizza und wirft diese Zurück in Mias Gesicht.

So kann das eine ganze Weile weitergehen. Häufig wird in Kommunikationstrainings erwähnt, dass sich hinter Konflikten eine bestimmte Botschaft befinden. Allerdings ist es in solch einem Fall schwer, eine Botschaft zu erkennen, außer vielleicht Mia ist erschöpft und verärgert. Eine wichtige Regel, wenn wir merken, dass wir dabei sind unseren ganzen Frust dem anderen ins Gesicht zu werfen ist, sofort mit Pizza werfen aufhören!!!!!

Anschließend kehre in dich und untersuche deinen Belag. Was verbirgt sich tatsächlich hinter der Explosion? Du könntest dich hinsetzen und auf einzelnen Papierschnipseln aufschreiben was dich gerade beschäftigt. Darauf könnte dann beispielsweise stehen:

  • allgemein keinen Bock mehr
  • Kopfschmerzen
  • Stress auf der Arbeit
  • Gefühl die Zeit zu vergeuden
  • Wunsch nach einem sauberen Zuhause

Für jeden "Belag" auf der Pizza kann eine eigene Affektbilanz erstellt werden. Meistens ist dann schon zu erkennen, welche Anteile im Moment am belastendsten sind. Manchmal kann diese Analyse so einige Aha-Momente auslösen.

Anschließend gilt es einen Lösungsplan zu entwickeln. Dabei können zwei Fragen hilfreich sein:

  1. Welche Belagsteile belasten mich am meisten?
  2. Bei welchen Teilen kann ich selbst etwas verändern, die positive Auswirkungen auf die Affektbilanz haben?

Nachdem Klarheit geschaffen ist, kann etwas an der allgemeinen Situation geändert werden und es sind auch ruhige Gespräche mit dem Partner möglich. Dann kann über eigene Bedürfnisse, Wünsche und die aktuelle Situation gesprochen werden. Dies ist aber erst möglich, wenn jeder für sich selbst Klarheit hat.

Solltest du Unterstützung in der Kommunikation mit deinem Partner brauchen, setze dich gerne mit mir in Verbindung!

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Yvonne Dathe

Psychologin (M. Sc.) & Dipl. Betriebswirtin

Lösungsorientierte Einzel- und Paarberaterin

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