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Beziehungskonto

Die Buchführung der Liebe

Ähnlich wie auf einem Bankkonto führt jeder von uns, meist unbewusst ein Konto, wenn es um zwischenmenschliche Beziehungen geht.

Die Metapher des Beziehungskontos kommt von John Gottman einer der bekanntesten Beziehungsforscher auf der Welt.

 

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So funktioniert ein Beziehungskonto:

Auf einem Bankkonto finden Einzahlungen in Form von Gehältern, Kundenzahlungen, Förderungen oder Zinsgutschriften statt. Wenn genug auf dem Konto ist, können wir unsere Miete bezahlen und uns kleinere und größere Wünsche erfüllen, je nach dem wie viel auf dem Konto ist.

In einer Beziehung funktioniert das ganz ähnlich, wir zahlen auf das Beziehungskonto ein. Einzahlungen finden in Form von Aufmerksamkeiten gegenüber unserem Partner, Tätigkeiten, die dem Partner Freude machen, Unterstützungsleistungen und gegenseitiges Vertrauen statt. Auch Geschenke, wie Blumen oder mal ein Schmuckstück werden auf dem Beziehungskonto gut geschrieben. Aber oft sind die kleinen alltäglichen positiven Momente, wie eine Umarmung, dem anderen zuhören, gemeinsam Zeit miteinander verbringen oder das Vertrauen, was wir untereinander haben wichtiger.

Auf der anderen Seite finden Abhebungen statt. Beispielsweise wenn Verständnis vom Partner gefordert wird, für ein zeitaufwendiges Hobby oder wenn der Partner gefühlt mehr im Haushalt macht oder wenn Vertrauen verletzt wird oder wenn wir zu spät zu einer Verabredung kommen.

Solange das Beziehungskonto gut gefühlt ist, werden kleinere Ausrutscher meistens toleriert und eine Entschuldigung reicht. Gerät das Beziehungskonto allerdings arg ins Ungleichgewicht, folgen häufig Konflikte.

Wichtig zu verstehen ist bei der Buchführung der Liebe, dass jeder der Partner sein eigenes Konto führt. Ich führe ein Konto über meinen Partner und mein Partner führt ein Beziehungskonto über mich.

Wie hoch ein Verhalten ins Plus oder ins Minus gezählt wird, entscheidet die jeweilige Person, die das Verhalten zu spüren bekommt. Es kann also vorkommen, dass du etwas aus deiner Sicht etwas großartiges für deinen Partner machst und er gar nicht so begeistert darauf reagiert. Hierzu ein Beispiel: Im Sommer mache ich Gleitschirm-Tandemflüge. Eines Tages ruft ein junger Mann bei uns an und bucht für sich und seine Freundin einen Pärchenflug zu ihrem Geburtstag. Als die beiden zum vereinbarten Termin auftauchen, merkten wir schon, dass etwas nicht stimmte. Die Freundin war äußerst schlecht gelaunt und auch er war nicht in bester Stimmung. Nach etwas Nachfragen stellte sich heraus, dass er bereits einen Gleitschirm-Tandemflug gemacht hat und ihm das damals soviel Freude bereitet hat, dass er dieses Erlebnis mit seiner Freundin wiederholen wollte. Seine Freundin hatte allerdings so starke Höhenangst, dass für sie ein Gleitschirmflug so ziemlich das schlimmste war, was er ihr hätte schenken können. Klar, dass wir dann nicht mit ihr abgehoben sind.

Er dachte, das wäre ein tolles Geschenk, für sie war das einfach nur Angsteinflösend. Ziemlich sicher ist dieses tolle Geschenk eher auf der Minus als auf der Plus-Seite gelandet. So unterschiedlich können die Interessen sein.

Nicht nur unterschiedliche Interessen können die Bewertung von Ein- und Auszahlungen erschweren. Manchmal werden Dinge unterschiedlich bewertet. Ein Beispiel hierfür ist, dass einer der Partner ganz selbstverständlich jeden Tag kocht. Der eine meint das müsse einige Pluspunkte bringen, der andere sieht das als Selbstverständlichkeit an und verzeichnet keine Pluspunkte.
Das ist ungerecht und führt bei vielen Paaren zu Streit. Hier darf der Empfangende auch mal achtsam sein und schauen, was er oder sie für Selbstverständlich annimmt. Grundsätzlich ist nichts selbstverständlich und ihr dürft gerne die Taten des anderen wertschätzen.
Bedankt euch für Dinge, die euer Partner für euch macht. Das sorgt gleichzeitig für eine positive Einzahlung auf eurem Konto, da sich der Partner wertgeschätzt, gesehen und anerkannt fühlt. Manchmal sind es kleine Gesten, die wenig Aufwand bedeuten, aber eine große Freude beim Partner auslösen.

Mit der Zeit, je besser sich zwei Personen kennen, desto leichter wird es einzuschätzen, was als Einzahlung und was als Abhebung bewertet wird.

5:1 Regel

Wichtig ist auch noch zu verstehen, dass negative Dinge schwerer wiegen als positive. John Gottman wies darauf hin, dass bei glücklichen Paaren auf jeden negativen Moment fünf positiv erlebte Momente gegenüber stehen. Das heißt auf jede negative Äußerung dem Partner gegenüber sollten 5 positive Äußerungen folgen, um das Beziehungskonto wieder auszugleichen.

Bei unglücklichen Paaren hielten sich gute und schlechte Moment in etwa die Waage. Jetzt könntest du denken – das klingt doch eigentlich ganz gut. Gottman betont, dass ein negatives Verhalten mehr kaputt macht, als positives reparieren kann.

Dabei handelt es sich übrigens nicht um eine bloße Schätzung, Gottman begleitete Paare über Jahrzehnte und untersuchte, was glückliche von unglücklichen Paaren unterscheidet. Er ging dabei sehr akribisch vor und erfasste alles: Äußerungen, Gesten und auch Veränderungen auf der körperlichen Eben, wie etwa den Herzschlag.

Und eine wichtige Erkenntnis aus all den Jahren der Forschung ist, dass negatives Verhalten viel machtvoller ist. Ein mühsam aufgebautes positives Beziehungskonto kann durch negative Äußerungen oder einfach nur Unachtsamkeit schnell abbauen.

Idealerweise findet zwischen den Partnern eine Win-Win-Situation statt. Also sowohl die eigenen Interessen und Bedürfnisse als auch die des Partners werden erfüllt. In Geschäftsbeziehungen bedeutet Win-Win, dass Vereinbarungen nur geschlossen werden, wenn beide Parteien einen Gewinn daraus ziehen. Jetzt denkst du vielleicht Liebe & Partnerschaft ist doch keine Geschäftsbeziehung – hier geht es doch um Liebe, also ein selbstloses Verhalten dem anderen gegenüber.

Klassischer Verlauf

In der Anfangsphase einer Beziehung gibt jeder von sich aus viel in eine Beziehung. Hier machen sich beide besonders schick für den anderen, machen sich gegenseitig Komplimente wie „heute siehst du besonders gut aus“. Man stellt sich Fragen, der eine hört dem anderen aufmerksam zu und lächelt. Man zeigt sich von der besten Seite. Das schaukelt sich hoch, bis die beiden ineinander verliebt sind. Es macht beiden Partner Spaß sich zu treffen und sie können es kaum erwarten sich wieder zu sehen.

In der Phase der Verliebtheit sammeln sich so eine Menge positive Einzahlungen an. Zärtlichkeiten in Worten und Taten werden ausgetauscht. Doch irgendwann kehrt der Alltag ein. Man gewöhnt sich aneinander und der andere scheint einem sicher zu sein.

Erste Abhebungen finden statt. Andere Dinge aus dem beruflichen und privaten Bereich rücken wieder in den Fokus. Hier wird dann überprüft, was von dem anderen toleriert wird und was nicht. Dadurch zeigt sich auch, ob Partner sich gegenseitig vertrauen. Und ob Fehler toleriert werden.

Diese Abhebungen sind für eine Partnerschaft wichtig, damit für beide Partner klar ist, wo die Grenzen liegen und was überhaupt als Einzahlung bzw. Abhebung gewertet wird.

Kleinere Fehler wie mal ein unfreundliches Wort werden das Beziehungskonto in den seltensten Fällen überbeanspruchen sofern die 5:1 Regel von Gottman beachtet wird. Wenn danach also 5 positive Worte das Konto wieder ausgleichen. Andere Abhebungen z.B. in Form von Gewalt, können so heftig eingestuft werden, dass ein einziger Vorfall ausreicht, damit die Beziehung in die Brüche geht.

Der Alltag kann für viele Paare eine Herausforderung sein. Es werden immer weniger Komplimente gemacht. Abends ist einer oder beide Partner sind zu müde, um sich miteinander zu unterhalten. In der Früh, ist man schlecht gelaunt, man zieht sich nicht mehr schick an.

So langsam schmilzt das Guthaben, während gleichzeitig die Minuspunkte steigen.

Die positiven Einzahlungen bleiben aus und das negative nimmt immer mehr zu bis das Konto ins Minus rutscht.

Dann kann es zu einer Trennung kommen. Wenn nicht, werden häufig unbewusste Verträge geschlossen. So nach dem Motto, wenn du mir mein Leben weiterhin ermöglichst, dann schlafe ich weiterhin mit dir. Wenn du das Auto reparierst, dann mache ich den Haushalt.

Wenn sich einer der Partner nicht an die Vereinbarung hält, gibt es Stress. So sieht keine glückliche, innige Beziehung aus.

Die Lösung

Ein Ausweg wäre zu beginnen neu zu investieren. Also nicht nur die eigenen Abhebungen auszugleichen, sonder mehr zu investieren, um wieder ein großes Plus auf dem Beziehungskonto einzuzahlen. Wenn wir selber mehr einzahlen, freut sich unser Partner und vielleicht ist auch er wieder bereit mehr zu investieren. So kann wieder Liebe entstehen, wenn beide mehr geben, als sie nehmen. Dann unterstützen sich Paare gegenseitig, haben Spaß miteinander und es kann viel positive Paarenergie entstehen.

Fazit

Wenn dir das Konzept des Beziehungskontos gefällt, dann achte doch einfach mal darauf, was macht deinem Partner Freude. Worüber freut er oder sie sich?
Anschließend beobachte auch dich, was macht dir Freude?

Tausch dich im Anschluss mit deinem Partner darüber aus, was euch gegenseitig gut tut und was euch weniger gut tut. Wenn ihr darüber sprecht, was emotional zu einer Abbuchung führt, dann achte darauf, dass du bei sogenannten „Ich-Botschaften“ bleibst. Und sage ganz konkret was dich stört. z.B. Als gestern deine Sachen im Bad lagen, hat mich das gestört, denn mir ist es wichtig, dass ich mich im Bad in einer aufgeräumten Umgebung entspannen kann. Könntest du bitte in Zukunft deine Sachen wieder mit ins Schlafzimmer nehmen?

Mit Ich-Botschaften schaffst du es bei dir zu bleiben und der andere muss sich nicht verteidigen.

Wenn ihr euch darüber austauscht, dann lernt ihr euch immer besser kennen

Mit der 5:1 Regel, also 5 positive Momente auf einen negativen Moment legt ihr die Basis für eine starke, glückliche Partnerschaft voller positiver Paarenergie.

Ich wünsche euch nun viel Spaß und Erfolg in eurer Paarbeziehung. Wenn du weitere Anregungen oder Fragen hast, hinterlasse einen Kommentar oder schreibe mir eine eMail an Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.

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Yvonne Dathe

Psychologin (M. Sc.) & Dipl. Betriebswirtin

Lösungsorientierte Einzel- und Paarberaterin

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